S O N D E R R I E T

Geschichte


Chronik der Ortschaft Sonderriet
Nach viel Gerangel um das bisherige entschied sich der Sonderrieter Gemeinderat 1960 für ein neues Wappen. Es zeigt in gespaltenem Schild vorn in Blau ein goldene (gelbe) Rose, hinten in silber (weiß) auf blauem Wellenschildfuß zwei schwarze Schilfrohrkolben. Die Rose ist ein Hinweis auf die Zugehörigkeit zur Grafschaft Wertheim, die Schilfrohrkolben sollen den Ortsnamen (Ried=Sumpf) versinnbildlichen.

Historische Quellen über Sonderriet sind sehr bescheiden. Möglicherweise liegt im Sonderrieter Wald eine keltische Siedlung. Erstmals wird „Sinderrieth“ 1226 in einem Vergleich zwischen dem Wertheimer Grafen Poppo II und dem Kloster Bronnbach erwähnt. Darin setzte der Graf Besitzungen in Reicholzheim und Sonderriet als Garantie für die Übereinkunft mit dem Kloster ein, in der er auf eine Burg bei Reicholzheim verzichtete und das Kloster den angesprochenen Berg nicht verkaufen oder mit einer Burg bebauen durfte. Am 22.02.1310  verkauften Konrad von Boxberg und seine Frau Kunigunde dem Kloster Bronnbach Güter in Sonderriet und 1424 erteilt Graf Johann Sonderriet eine eigene Rechtsordnung im sogenannten Weistum, in dem Rechtssatzungen und Rechtsgebräuche festgelegt waren. Am 31.07.1459 genehmigte Graf Johann III, dass zwei Gulden Zins von einer Wiese in „Sunderyt“ der Vikarie am Sebastiansaltar in der Wertheimer Pfarrkirche zufallen sollen. Im Lehnbrief vom 03.03.1485 des Grafen Johann III, von Wertheim wurde dem Ritter Eberhard Klinckhard auch in Sonderriet Zins auf Äcker und Wiesen zugestanden. Ferner ist festgehalten, dass die Kartause Grünau seit dem Mittelalter bis ins 17. Jhd. "gült und zinss" in Sonderriet hatte.

Im Kirchenvisitationsbericht des Jahres 1621 wird Sonderriet als Filiale von Nassig aufgeführt und erwähnt, dass sich „27 Töchter, 33 Knaben und Knechte, 31 Weiber und Witwen sowie 30 Mannspersonen“ vorstellten.

Während des dreißigjährigen Krieges hat am 25.05.1623 auch Sonderriet, wie bereits 1621, aus der Stadt Wertheim Lebensmittel für „einquartiertes Volk“ erhalten. Zu Ende des grausigen Krieges wurden 1648 auch in Sonderriet einige Frauen des Hexenzaubers angeschuldigt, der Ausgang des Prozesses ist nicht überliefert.

Sonderriet unterstand auch dem Mainzischen Cent Külsheim, was wir unter anderem aus einem von 1741 – 1747 geführten Prozess erfahren, in dem Samuel Platz aus Sonderriet wegen angeblichem Ehebruch bestraft und deswegen vom Abendmahl ausgeschlossen, später jedoch wieder zugelassen wurde.

Im Jahre 1741 richtete ein Hagelwetter in Sonderriet und in nahezu allen Dörfern der Grafschaft großen Schaden an. Das im späten 18.Jhd. errichtete Rat- und Schulhaus wurde nach mehrmaligem Umbau 1979 abgerissen. 1870 zahlte Sonderriet 17 Gulden und 33 Kreuzer als Mitglied im Feuerspritzenverband Nassig zur Anschaffung einer „Handspritze zum Tragen“.

Das Bürgerrecht erwarb man im 19,Jhd. in der Regel mit der Geburt, konnte aber auch erkauft werden. Volljährig wurde man damals erst mit 25 Jahren. 1809 mussten die „Jungen und Mädchen“ dazu auch eine gewisse Fertigkeit, im Rechnen, Schreiben und Lesen nachweisen, während 1831 die Fähigkeit verlangt wurde, eine Familie zu ernähren.

1831 waren in Sonderriet 74 Bauern sowie je ein Schneider, Schmied, Schuhmacher, Wagner, Leinweber und Wirt ansässig. 1853 wohnten hier 244 evangelische und 40 katholische Bürger. Bei der Eingemeindung zur Stadt Wertheim 1972 hatte Sonderriet 497, Ende 1995 509 und am 31.12.2005 527 Einwohner. Von den 527 Personen waren 270 männlich, 257 weiblich, 380 evangelisch, 102 katholisch und 45 andere bzw. ohne Religionszugehörigkeit.

Zwischen 1860 bis 1870 hatte die evangelische Volksschule 49 bis 50 Schüler. Die Hauptschüler wurden bis 1967 und die Grundschüler bis 1972 in Sonderriet unterrichtet. Im Schuljahr 2005/06 besuchen 16 Kinder die Grundschule Nassig, 5 Hauptschüler, 20 Realschüler und 19 Gymnasiasten die jeweiligen Schulen in Wertheim.

Sonderriet war schon immer eine fortschrittliche Gemeinde und führte zahlreiche Baumaßnahmen durch. Bereits nach dem 1. Weltkrieg trat Sonderriet dem Strombezugsverband Buchen, später den Rheinischen Elektrizitätswerken bei. Im Jahre 1928 wurde die Wasserleitung gebaut, 1953 die evangelische Friedenskirche eingeweiht die 2003 renoviert wurde und 1961 die Flurbereinigung als eine der ersten Maßnahmen der Umgebung durchgeführt. Es folgten 1960 der Neubau des Kindergartens, 1963 die Einweihung des alten und 1993 des neuen Sportplatzes, 1968 die Fertigstellung der Kanalisation, 1974 der Kläranlage, 1979 der Umbau der Dreschhalle zur Mehrzweckhalle, 1992 der Anschluss an die Fernseh-Kabelanlage der Firma Bosch und 1996 der Ausbau einer alten Scheune zum Feuerwehrgerätehaus.



Sonderriet wurde für die Teilnahme am Landeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ in den Jahren 1969,1971 und 1973 mit Staatspreisen und in den folgenden Jahren mit Anerkennungsurkunden ausgezeichnet.

Bis nach dem 2. Weltkrieg bestritten die Sonderrieter ihren Lebensunterhalt überwiegend durch Einkünfte aus der eigenen Landwirtschaft. Heute gibt es nur noch einen Voll- (120 ha bewirtschaftete Fläche) und 7 Nebenerwerbslandwirte (einen mit 45 ha, sechs mit 10-20 ha) und Sonderriet ist Wohngemeinde für die in Wertheim und Freudenberg etc. Beschäftigten. Größere Ackerflächen sind auch an auswärtige Landwirte verpachtet. Die Gemarkungsfläche beträgt derzeit 751 ha, davon 276 ha Wald.



Nach der Schließung des Gasthofes „Grüner Baum“ (1995) und des Lebensmittelgeschäftes Schindler (1998) gibt es derzeit in Sonderriet noch einen Obstbaubetrieb., eine Bäckerei, ein Gas- und Wasserinstallateur/Spenglerei und eine Zahnarztpraxis.

Im Jahre 1895 wurde in Sonderriet ein Militärverein gegründet, der jedoch schon lange nicht mehr existiert. Heute prägen folgende Vereine (in Klammer jeweils das Gründungsjahr) das kulturelle und gesellschaftliche Leben des Dorfes:



Deutsches Rotes Kreuz (1987) Frauenkulturverein (2001), Freiwillige Feuerwehr (1947), Gesangverein Eintracht (1906), Schoppe-Club „Tanne-Göcker“ (1980), Turn- und Sportverein (1961), Verein für Obstbau, Garten und Landschaft (1996) und der Waldwirtschaftsverein (1968)

Sonderriet war bis 31.12.1971 selbstständige Gemeinde und stimmte mit 12 weiteren Gemeinden der ehemaligen Grafschaft der freiwilligen Eingemeindung im Jahre 1972 zur Stadt Wertheim zu. Seit dieser zeit vertreten ein Ortsvorsteher und 3 Ortschaftsräte die Interessen der Bevölkerung.


1852 hieß der Ort: Sonderriet

Er gehörte zum Amt: Wertheim (BA Wertheim).

Der Kreis hieß 1852: Unterrheinkreis.



Heute heißt der Ort: Sonderriet.

Er gehört zum Kreis Main-Tauber-Kreis und zum Regierungbezirk Stuttgart.

Zur Zeit der 1848er Revolution hatte Sonderriet 284 EinwohnerInnen:

  • 61 Familien

  • 244 Evangelische

  • 40 Katholische

  • 146 Männer

  • 138 Frauen

  • 54 Ortsbürger


Im Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 - Großherzogtum Baden - kann man lesen das Sonderriet am 01.12.1910 - 479 Einwohner hatte.